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Das Grazer Bürgerkorps

Unsere Chronik

1280

Das Gründungsdatum des privilegierten, uniformierten Grazer Bürgerkorps geht auf das Datum 1280 zurück. So wurde es jedenfalls im "Grätzerischen Schreibkalender" von 1764 niedergeschrieben und hat seither seine Gültigkeit erlangt. Die Chronisten erzählen uns von dem Auftritt der wehrhaften Grazer Bürgerschaft bei der Huldigung von König Rudolf I. von Habsburg mit folgenden Worten:

"Der zahlreiche Einzug in die Stadt unter Trompeten und Paukenschall in schönster Ordnung und aufs prächtigste gehalten, alle Gässen die der Kaiser durchzupassieren hatte, waren mit schöner Mannschaft besetzt.

Vor dem Rathaus sind das 1074 eingeführte Schrannengericht oder das jetzt sogenannte Magistrat mit seiner roten Blutfahne und in schwarzen Sammt gewickelten Gerichtsschwert, auf dem Platz selbst aber hielt die gesamte Bürgerschaft unter Anführung des Bürgermeisters eine Wohlgeordnete militärische Parade, jeder war mit einem Wurfspieß, Schwert und Schild bewaffnet, auf welch letzteren gleichwie auf ihrer grünen Fahne das steyrische, weisse Feuer sprühende Panther zu sehen war."

1446

Die Bewachung der Türme, Mauern und Tore der Stadt Graz wurden zu dieser Zeit von den Bürgern selbst geleistet. Das erste mal zu dieser Zeit jedoch wurde die Wehrverpflichtung in der Landesaufgebotsverordnung geregelt. Demnach musste auch Graz ein Kontingent zu Fuß und zu Ross stellen. 

1500

Langsam entwickelte sich eine eigene "Schar- oder Rumorwache", welche die Aufrechterhaltung der Ordnung bzw. die Bewachung immer mehr übernimmt. Die "Stadtguardia" entsteht, die im 17. Jahrhundert 50. Mann zählte. Die Bürger wurden jedoch von diesen Institutionen nur bei Bedarf unterstützt, denn die Bewachung der Stadt war nach wie vor ihre Angelegenheit.

Weiters entstand zu dieser Zeit die sogenannte "Stadtfahne". Sie hatte die Aufgabe, die Stadt im Falle einer Bedrohung zu verteidigen, wenn die Stadtguardia und/oder die Scharwache nicht mehr ausreichen sollte. 

Im Verzeichnis vom "Obristen Hauszeugmeisters" Bartholomäus Freysleben von 1500 wird das "Zeug der Stadt Grätz" angeführt. "Drey Hauffnitz, ain virtl Hauffnitz, vier Hauffnitz, vier Slangen" (Falkane oder Feldgeschütz), also 12 Geschütze.

1520

Als Karl V. zur Entgegennahme der Erbhuldigung in Graz eintraf und der landsässige Adel mit 300 Reitern in Waffenrüstung die Kommissäre von Gösting nach der Stadt geleitete, standen auf einer Wiese, so die Erzählung, 800 Fußknechte "so die von Grätz im Harnisch und mit wöre auff des Herrn Landeshauptmann befelch denen Commissarien zu ehren hinaus geschickt" und schlossen sich dem Einzug an, wärend die Kanonen vom Schlossberg donnerten.

1532

Als sich Sultan Soliman der II. mit seinen Truppen der Stadt Graz näherte und die Vorhut der Türken im Schutz von Nebel bis an die Stadtmauern gelangten, so erzählen uns die Überlieferungen, "als aber der Nebel sich hob, ab aln pasteyn, auch ab den gsloß waidlich zu inen geschossen, inen großen schaden gethan". 

1564

Als Erzherzog Karl II. der Landesfürst, im feierlichen Zug unter Kanonendonner von Gösting aus nach Graz geleitet wurde, überliefern uns die Quellen, „hiebei sei der Erzherzog von mehreren Ansehens wegen nit zum purgkh- sondern dem vngerischen Thor (ab 1570 Eisernes Tor) durch das Teitsch hausbund also schier vmbdie ganze Stadt  geritten, auch von der Burgerschafft mit stattlicher Rüsstung und erzaigung dermassen ansechenlich empfangen worden, dass sich meniglich darob verwundert“.

 

1571

Als Erzherzog Karl II. mit Maria von Bayern nach Graz kam, begrüßten diese die „Burgerschaft zu Grätz mit sechs Fandlein wohlgeputzen Kriegsvolks, derer der merer thail Doppelsöldner und wohlgeübte Knecht gewesen, zum Gegenzug beraitet in guetter ordnung vom Platz zum Paulus Thor auszogen und hochgedachter fürstlicher Durchlaucht in ainer angeordneten Feldschlacht (Schlachtordnung, viereckiger dichter Haufen mit gleicher Frontlänge und Tiefe) zu nächst vor dem Eisnen Tor auff ainer Wissen gewartet, deren Oberhauptmann gewesen Lenhardt Schwaiger und andere ihm zugeordnete Hauptleut die Edlen, Ehrenvesten Paul Klaindienst und Sebald Nürnberg, alle Bürger zu Grätz, die Fendrich aber wie volgt: Nämblich den ersten Fanen zur rechten trug Veit Fischer und zur linken Mathes Schmidt von grünen und weißen Zendl mit ainem roten Burgundischen Kreuz, (Wurde 1936 als offizielle „Grazer Stadtfahne“ übernommen) den dritten und mittleren Christoff Rätsberger mit weißen und roten Flammen, den vierden Dietrich Cammafer, Niederländischer maler, den fünfften Erasam Taller, beide gelb und weiß mit ascherfarben Creutzten und den sechsten Vlrich Vogel mit rot weissen Flammen, welche alle sampt andern beuelichs leuten und mereren tail aus der Bürgerschaft auf iren Vncossten mit Klaidung gar staffiert gewesen“.

1660

Parade bei der Erbhuldigungsfeier anlässlich des Einzuges Leopold I. Laut dem Chronisten waren es 1200 Mann in „schöner und zierlicher Rüstung“.

1673

Parade für die Hochzeit von Leopold I. und seiner Frau Claudia Felicitas von Tirol.

Vor dem Paulustor stand eine "Fahne" Bürger in ihrer besten Bekleidung. Am Eisernen Tor stand eine weitere Bürgerkompanie, am Hauptplatz standen die restlichen zwei Bürgerkompagnien. Am Vermählungstage den 15. Oktober rückten die Bürger wieder mit den Waffen, „ein jeder auf das köstlichste geziert“ aus.

 

 

1728

Vier Kompanien der Grazer Bürgerschaft (etwa 400 Mann) treten bei der Erbhuldigungsfeier zur Begrüßung von Kaiser Karl VI. an. Diesmal hatte die Bürgerschaft (Stadtfahne) die „ eigenen Kleider an“, jedoch hatten alle dieselben „befederten Hüte und Patronentaschen“.

Die Bewaffnung war zum Zweck der Salvenabgabe und die Fahne war aus gelber Seide mit dem schwarzen Reichsadler in dessen Brustschild das silberne Panthertier im grünen Felde prangte. 

 

1750

Ausrückung einer Kompanie als Kaiserin Maria Theresia Graz bei der Durchreise nach Pettau besuchte.

1765

Bei der Durchreise von Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Franz I. und des Kronprinzen Joseph Richtung Innsbruck, wurde der Kaiserin ein frei aufgerichtetes bürgerliches Jägerkorps mit einer eigenen Musikkapelle unter Richard Seebacher präsentiert.

Das Jägerkorps wurde zur Ehrenwache zugelassen und gewann die Kaiserliche Huld. Das Tragen der Feldbinde und des k .k Portepees wurde durch die Kaiserin zugelassen, Hauptmann Richard Seebacher bekam den großen goldenen Gnadenpfennig verliehen.

 

(Augustin Hoffer beschrieb das Ereignis 1765 wie folgt: „Das ist allerhuldreichste Vergnügenheit Ihro Kaiserlich- Römisch- Königlichen  Apostolischen Majestäten,wie auch Königlichen Hoheiten des Allerdurchläuchigsten Erzhauses von Österreich. Binnen der Zeit Dero allerhöchsten Gegenwart in Grätz, über das mit gnädigster Genehmhaltung Sr. Excellenz des hochgeborenen Herrn, Herrn Carl Thomas Gundakar des Heiligen Römischen Reiches Grafen von Breüner, würdigsten I. Österreichischen Regierungs-Präsidenten, und Hochlöblicher Regierung, auch Veranlassung eines Löblichen Magistrats, unter Anführung des Herrn Richard Seebachers zu allerunterthänigsten Ehrbezeichnung frey aufgerichtetes bürgerliches Jäger-Chor, welches von der Göttin des Ruffes zu allgemeiner Aufmunterung und bester Herzens- Sinnung gegen unre allergnädigste Landes- Herrschaften folgendermassen beschrieben wird".

 

Richard Seebacher ( 03.04.1717 bis 07.08.1805), Brauer und Gastwirt (Wirtshaus zum schwarzen Mohren am Murplatz) gründete das Grazer Bürgerkorps 1765. Er kommandierte das Korps von 1765 bis 1792, später wurde er von Maria Theresia zum Oberst ernannt.

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Richard Seebacher, mit der ersten einheitlichen Uniformierung des Grazer Bürgerkorps.
Universalmuseum Joanneum/ Alte Galerie

1770

Als Maria Theresia mit Kaiser Joseph II. und Erzherzog Leopold in Graz weilten, konnte das Jägerkorps 300 Mann sowie ein Kavallerieeskadron und eine Musikkapelle bei der Parade präsentieren.

 

Am 06. Juli 1770, so berichten die Chronisten, versammelt sich die uniformierte Bürgerschaft unter der Führung von Richard Seebacher, der auf dem Pferd erschienen ist. Mit 300 „honetten Bürgern in schöner, gleicher, grüner Montierung mit silbernen Schlingen, die Offiziere mit vielfältigen Borten geziert und eine weiße Fahne führend. Mit einer 18 Mann zählenden Musik, die rot- gelbe Monturen und reichbordierte Hüte mit weißen Federn trug.

Neben der Jägerabteilung trat aber das erste Mal auch eine neue Fußtruppe auf.

200 Mann schöne Bürger in roter Montierung mit weißen Gamaschen unter dem Befehl des Handelsmannes Mahr als Hauptmann. Ferner eine Kavalerieabteilung, 100 Mann schöner Bürger zu Pferd in gleicher roter, gelb ausgeschlagener Uniform unter dem Kommando des Handelsmannes Klein.

Unser Chronist beschreibt den Aufzug wie folgt: „Vor Freidten lauffet das ganze Grätzer Volkh dem schönen Jägger Chor zu, wögen der Proberikheit (Proprete-> saubere Adjustirung und Haltung) nur immer zu sehen, vor laudter Ergözung wollte niemanth außbleiben oder zurückweichen.“

 

Der Hof, der die Parade zu Eggenberg entgegen nahm, zeichnete die Uniformierte Bürgerschaft einige Wochen später aus und Seebacher wurde zum Oberst ernannt. Seebacher ließ ein großes, weißes Zelt aufschlagen in dem 100 Mann bei einer Tafel sitzen konnten. Die Überlieferungen erzählen uns : “Hundert Personen wurden in lauter Silber mit 100 Speisen auf das vornehmste unter Trompeten und Pauckenschall und anderer schöner Musik mit Abfeuerung vieler stark geladener Doppelhacken in den Gesundheitstränken abgefetiert und traktiert“.

1790

Richard Seebacher gab die Absicht bekannt, ein Grenadier- Korps zu errichten, wobei auch die Uniform neu gestaltet wurde. Die Offiziere wurden erstmals mit Bären- Mützen ausgestattet. Am 15.08.1790 feierte das Kavalleriekorps zu Eggenberg sein Gründungsfest. Der königliche Bibliothekar Augustin Herz hielt die Feldpredigt.

Die Kavallerie hatte einen Bestand von 122 Mann unter dem Kommando von Oberstlt. Franz Kaspar Dobler (27.08.1759 – 20.07.1817), Oberst war Richard Seebacher.

06.09.1790

Als Kaiser Leopold II. mit seiner Frau und den Erzherzögen Franz und Ferdinand sowie dem neapolitanischen Königspaar durch Graz reiste, bestanden erstmals drei Korps, Die Jäger, die Grenadiere und die Kavallerie.

Die Parade,die eine halbe Stunde dauerte ereignete sich am Glacis bei der Leechkirche. Die hohen Herren belobigten die Uniformierung und die Fähigkeiten der Bürgersoldaten. 

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Aufstellung der drei bürgerlichen Korps anläßlich des Besuchs Kaiser Leopold II. 1790

Im Vordergrund Richard Seebacher und Franz Caspar Dobler.

1791

Kaiser Leopold II. genehmigte die von den drei Korps festgelegten Verhaltensregeln, die als Verfassung der „drey bürgerlichen Chöre in der Hauptstadt Grätz im Herzogtum Steyer 1792“ publiziert wurden.

1792

Oberst Richard Seebacher übergibt das Kommando aufgrund seines Alters an den bürgerlichen Handelsmann Franz Caspar Dobler, der durch seine zielbewusste Führung das Korps in die Lage versetzte die Wachposten in der Stadt im Falle eines Ausrückens der Garnisonen zu übernehmen.

Franz Kaspar Dobler, geboren am 27.08.1759, gestorben am 20.07.1817. Sohn eines Grazer Handelsmann, bildete sich in Wien kaufmännisch aus, diente 1776 bis 1779 beim Militär.

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Franz Caspar Dobler 27.08.1759 - 20.07.1817

1797

Da die Grazer Garnison ins Feld Richtung Oberitalien ausrücken musste, um einer bevorstehende Invasion unter Bonaparte entgegen zu wirken, musste das Grazer Bürgerkorps den Wachdienst übernehmen.

Am 01.04.1797 erließ der Magistrat den Befehl, dass  Franz Kaspar Dobler das Kommando über die drei Korps und die nicht uniformierte“ Stadtfahne“ übernehmen musste. Der Stand setzte sich aus 495 Mann des Korps (davon 150 Mann Kavallerie) und 1827 Mann der „Stadtfahne“ zu 2322 Mann zusammen.

Oberst Dobler und Graf Auersberg nahmen die ersten Franzosen in Empfang, am folgenden Tag rückte die Französische Armee unter Obergeneral Napoleon Bonaparte in Graz ein. Ein Magistratsbefehl schärfte den Wachen Vorsicht, Mäßigung und genaueste Pflichterfüllung ein. Sie sollten beruhigend und ordnend bei Exzessen und Ausschreitungen eingreifen.

Das Grazer Bürgerkorps hatte ein gutes Einvernehmen mit der Französischen Besatzung und so verließ Napoleon mit seinen Truppen ohne nennenswerte Vorfälle am 26.04 die Stadt.

Dobler und das ganze Korps wurde für seine trefflichen Dienste ausgezeichnet und am 29. Oktober fanden die Feierlichkeiten mit der Festmesse statt, Oberst Dobler bekam die Zivilehrenmedaille durch den Gouverneur verliehen.

1799

Der geringe Stand der Garnison nötigte die Militärbehörde, das Bürgerkorps für die Bewachung der Brot- Holz – und Heumagazine auf einige Zeit in Anspruch zu nehmen.

1801

Im Verkaufsvertrag von Richard Seebacher an den Oberbräuknecht Martin Eder bekommt Seebacher 28.000 Gulden für seine Besitzungen. Davon bestimmt er eine Summe von 5400 Gulden für die immerwährende Stiftung für das Bürgerkorps. Die Seebacher- Stiftung ist der Grundstock für das 1849 ins Leben gerufene „Witwen und Waiseninstitut“ des Bürgerkorps.

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Plakat für eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Witwen und Waisenfonds des Grazer Bürgerkorps 1908

1805

Der Gründer des Jägerkorps und erster gemeinsamer Oberkommandant Oberst Richard Seebacher stirbt.

1805

Das Grazer Bürgerkorps hatte wieder die Stadt zu bewachen, da die Garnison wieder gegen die Franzosen ausrücken musste. Im November rückte die Französische Armee erneut in Graz ein. Größere Konflikte blieben aus, jedoch musste das Bürgerkorps die Franzosen am 05. Dezember beim Abzug vor den eigenen wütenden Bürgern schützen um weitere Konflikte und Ausschreitungen zu vermeiden.

Die Franzosen kehrten am 12. Dezember nach Graz zurück und begannen die Festung am Schlossberg zu zerstören. Da sich das Korps wieder unter Beweis stellte, wurde als Gnadenbeweis die k .k. Armeefahne verliehen, welche die bisherige Stadtfahne von 1750 ersetzen sollte.

1806

Maria Theresia stiftet ein prachtvolles Fahnenband im Zuge der feierlichen Weihe des neuen Feldzeichens.

1809

Die Franzosen marschieren erneut mit 12.000 Mann in Graz ein. Der Kontakt zum Bürgerkorps wird gesucht. Die Mitglieder des Korps begaben sich bei der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Lebensgefahr. Verletzungen wie Stichwunden und Blessuren blieben nicht aus. Die Franzosen duldeten keine bewaffneten Versammlungen oder Mannschaften außer dem Grazer Bürgerkorps. Alle anderen werde man ergreifen und erschießen, ließ der Französische Platzkommandant verlautbaren.  Am 13.06. begannen die Besatzer den Schlossberg zu beschießen, Das Bombardement dauerte sieben volle Tage und Nächte. Bis zu 90 Kanonen wurden pro Stunde abgefeuert.

Der Erfolg blieb jedoch aus. Dem Bürgerkorps fiel die Aufgabe zu, Plünderungen zu verhindern, die innere Ordnung zu gewährleisten  und den Verwundeten Hilfe zu leisten.

In Folge der Waffenstillstandsbestimmungen musste die Festung am Schlossberg den Franzosen übergeben werden. Die Festungsgarnison durfte unter Major Hacker ehrenvoll abziehen.

Als man die Schleifung des Schlossberges miterleben musste, waren es die Korpsmitglieder, die mit großen Geldopfern einen Teil des Wahrzeichens der Stadt zu retten vermochten.

Am 04.01.1810 verließen die Franzosen Graz und am 13.01.1810 rückte erst die heimische Garnison wieder ein. 

1817

Oberst Dobler, der Mitbegründer und zweite Kommandant des Bürgerkorps wird zu Grabe getragen.  

1831

Die zunehmende Verbreitung der Cholera die von Osten her auch unsere Breiten bedrohte, musste die Garnison an die Steirisch-Ungarische Grenze ausrücken um den Grenzverkehr streng überwachen zu können. So wurde ein Abkommen mit dem Bürgerkorps getroffen, dass das Korps, abwechselnd mit dem kläglichen Verbleib der Garnison Wachdienst zu leisten hat. Angedacht waren zuerst nur 10 bis 12 Tage bis ein Landwehrbataillon einrücken sollte. Diese Verstärkung verzögerte sich allerdings und ein längerer Einsatz drohte.

1848

Infolge der Unruhen durch die Wiener Ereignisse  die im März in Graz ausbrachen, wurde das Bürgerkorps in den Dienst gerufen und musste 20 Monate, bis zum 24.10.1849 Wach- und Patroillendienste leisten.

Das Bürgerkorps wurde in die Volkswehr integriert und wurde dem Befehlshaber der Nationalgarde Generalmajor von Negroni unterstellt. Diese Tatsache wurde mit wenig Begeisterung akzeptiert.

Die Stärke des Bürgerkorps betrug 940 Mann, mit denen das Jesuitenkloster Tag und Nacht bewacht wurde. Die Kavalleriehatte die Aufgabe bei Volksversammlungen für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Am 03.04.1848 griff die Volksmenge die Bäckerläden an, zwei Tage später die Fleischer.

Und im Juli mussten Unruhen in der Karlau niedergehalten werden und Ausschreitungen am Graben und Münzgraben mit Waffengebrauch beendet werden.

Am 24.10.1849 wurde das Bürgerkorps von der k. k. Armee wieder abgelöst und vom Magistrat ausgezeichnet und geehrt.

1859

Anlässlich des Krieges in Oberitalien musste die Garnison erneut die Landeshauptstadt verlassen und das Bürgerkorps hatte die Wache bis zum 25.06 in Graz zu stellen. Das Korps hatte eine Stärke von 512 Mann unter dem Kommando von Oberstleutnant Martin Eder, welcher am 16 Mai Verstärkung durch die Stadtfahne erbat.

„Das Bürgerkorps versehe seit 11 Mai den Wachdienst beim Werbetisch und bei der Kaserne, seither habe der Dienst stark zugenommen, so dass nun täglich 79 Mann, darunter 41 als Posten mit scharf geladenem Gewehr, erforderlich seien. Bei einem Stande von 510 Mann könne das Korps solches auf längere Dauer nicht leisten und bedürfe der Entlastung durch die Stadtfahne.“

1861

Das k. k. Kriegsministerium folgte dem Bürgerkorps eine neue Armeefahne aus, bei dieser Gelegenheit übernahm die Kaiserin Elisabeth die Funktion der Fahnenpatin und übersandte dem Korps ein prachtvolles Fahnenband. Die Fahnenweihe fand am 15.09 am Clacis statt, das Fahnenband ist bis heute im Besitz des Bürgerkorps. 

1866

Erneut übernahm das Bürgerkorps bis zum 16.08 die Stadtwache, da das Infanterieregiment Nr. 27 nach Oberitalien ausrücken musste. Zunächst übernahm das Korps nur zwei Wachposten, beim Straf- und Inquisitenhause, wozu täglich 24 Mann in den Dienst traten. Als jedoch später auch die letzten Militärmannschaften Richtung Italien ziehen mussten, oblag der gesamte Wach und Sicherheitsdienst dem Bürgerkorps. Durch die große Anzahl der benötigten Wachen musste das Kommando der Korps für Verstärkung Vorsorge treffen und es folgte eine Aufforderung zum Eintritt in das Korps. Da die Beschaffung neuer Uniformen schwieriger als gedacht war, wurde vorerst gestattet mit Zivilkleidung und Bürgermütze versehen, Wachdienst zu leisten.

1868

Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt und somit änderten sich auch die Aufgaben des Bürgerkorps. Reformen mussten kommen und die Wichtigkeit hat sich geändert. Gegen Ende 1868 bestand das Korps nur mehr aus 4 Kompanien.

1880

Zur Erinnerung an die vor 600 Jahren erfolgte Ausrückung der Bürgerwehr vor König Rudolf von Habsburg beging das Bürgerkorps eine große Feier, aus dessen Anlass auch eine Festschrift verfasst wurde. In diesem Jahr bestand das Korps aus 346 Mitgliedern (66 Grenadiere, 139 Infanteristen, 70 Jäger und 24 Kavalleristen).

1886

Da die Verfassung des Korps aus dem Jahr 1792 stammte und somit veraltet war, wurde versucht das Korps zu modernisieren und als das Landsturmgesetz publiziert wurde, musste das Bürgerkorps eingegliedert werden. Bekleidung, Ausrüstung und Ausbildung wurde in den Statuten des Landsturms festgelegt. Das Korps wurde als „Körperschaft mit militärischem Charakter“ eingestuft.

1906

Das Bürgerkorps zählt zu diesem Zeitpunkt nur mehr 62 Grenadiere, 46 Jäger und 48 Dragoner. Der Stab und die Musik nur mehr 40 Mann.

1911

Kaiser Franz Joseph genehmigte den Statutenentwurf und bewilligte die Führung des Reichsadlers. Als Exerzier und Dienstregeln gelten die des k. k Heers.

1914

Das Bürgerkorps wurde in die k. k. Wehrmacht eingegliedert und nach der Mobilisierung stellte das Korps die Wachen beim Garnisonsarrest am Paulustor, beim Landesgericht, Finanzamt, Wasserwerk in Andritz und am Rosenberg sowie Gösting und der Steiermärkischen Sparkasse.

1915

Nach der Kriegserklärung Italiens stellte das Bürgerkorps eine Freiwilligenkompanie auf, die etwa 260 Mann betrug und am Franzensplatz feierlich durch den Statthalter Graf Clary als Ehrenoberst verabschiedet wurde. Nach einer einmonatigen Ausbildung in Wolfsberg erfolgte der Anmarsch an die Front. Im Frontabschnitt Plöckenpass musste im Valentintal, die Grüne Schneid, der Grat zwischen Cellonkofel und Kellerwand und das zu dem Wolayersee führende Valentintörl gesperrt werden.

Bei vier Metern Schnee geriet das Bürgerkorps, welches dem Landsturm-Infanterie-Bataillon Nr. 10 unterstand, in ständige Gefechte mit den Italienern. 

1917

Das Korps kam auf dem kleinen Mittagskofel und bei Malborgeth zum Einsatz. Im Herbst beim Durchbruch von Flitsch-Karfreit, war es ein Teil der Offensivtruppen.

In Graz musste das Bürgerkorps von 1914 bis 1918 täglich 200 Mann Wachpersonal stellen.

1919

Da das Bürgerkorps auf einem kaiserlichen Privilegium beruhte und die Monarchie zerbrochen war, wurde in der Generalversammlung ein Liquidierungsausschuss gebildet und die Auflösung durchgeführt. Das Vermögen an Fahnen, Uniformen, Waffen Ausrüstungsgegenständen und Bildern sowie Dokumenten, wurden  in einem Museum ausgestellt. Zuerst im Ferdinandeum, später ab 1920 in der Alten Universität. Die meisten Stücke kamen allerdings dem Landesmuseum Joanneum zugute, Teile wurden 1923 im Schlossbergmuseum ausgestellt.

1923

Veteranen des k. k. privilegierten Bürgerkorps unter Dr. Anton Kapper bemühten sich, das Korps durch einen Verein wieder aufleben zu lassen.

Am 26.05. wird der Verein „Grazer Bürgerkorps“ gegründet.  Zweck laut Statuten ist die Erhaltung und Pflege der geschichtlichen Erinnerungen und Traditionen des k. k. privilegierten und bewaffneten Bürgerkorps in Graz. Der gesamte Besitz wurde wieder in Anspruch genommen.

Weiters wurde die Bestimmung zugelassen, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, zur Sicherheit der Person und des Eigentums in Graz über Aufforderung der Behörde mitzuwirken.

1930

Unter Anteilnahme des Militärs und der Landesregierung findet die 650 Jahr Feier statt.

1938

Der Verein „Grazer Bürgerkorps“ wurde in den NS-Deutschen-Reichkriegsbund „Kyffhäuser“ eingegliedert.

1944

Um die Selbstständigkeit zu retten, wird die Umbildung des Vereins „Grazer Bürgerkorps“ in „Kriegerkameradschaft IV Graz Mitte“ genehmigt.

1953

Durch den zweiten Weltkrieg ist das Vermögen des Vereins verloren gegangen. Die Veteranen hatten jedoch den Wunsch, sich wieder unter der alten Fahne versammeln zu können.

1954

Der Statutenentwurf von Obmann Josef Heindler wurde genehmigt und das Grazer Bürgerkorps wurde wieder ins Leben gerufen. Seither ist der Verein mit seinen Bärenmützen nach Richard Seebacher von 1790 der älteste Traditionsträger von Graz.

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